Fangen wir ganz am Anfang an: Wie entstand die Idee zur personalisierten Hautcreme?
Die kam mehr oder weniger über zwei Wege. Während meiner Zeit im Silicon Valley bin ich auf die verschiedensten personalisierten Produkte gestoßen. Von individuell abgestimmten Nahrungsergänzungsmitteln bis hin zum Shampoo – alles war vertreten. Doch trotz des breiten Angebots von individualisierbaren Produkten, fehlte die personalisierte Hautpflege komplett. Hinzu kam, dass ich persönlich vom bisherigen Angebot der Hautpflegeprodukte frustriert war. Ich habe schon so viele ausprobiert und trotzdem keine gefunden, die perfekt für mich passt. Deswegen haben meine Co-Founder und ich beschlossen, diese Marktlücke mit AVE+EDAM zu schließen und Kunde*innen mittels künstlicher Intelligenz personalisierte Gesichtspflege anzubieten.
Welche Inspiration steckt hinter der Namenswahl?
Adam und Eva symbolisieren für viele den Anfang und einen Neubeginn. AVE + EDAM ist für uns der Beginn einer Ära von neuen Produkten, datenoptimiert, genderneutral und kundenzentriert.
Worauf achtet ihr besonders bei den Produkten?
Unser Grundgedanke ist simpel: der Haut geben, was sie benötigt und weglassen, was sie nicht braucht. Dabei ist uns besonders wichtig, dass wir nicht nur unseren Algorithmus kontinuierlich verbessern und die Rezepturen überarbeiten, sondern vor allem auch die besten Inhaltsstoffe verwenden. Alle unsere Produkte sind in Deutschland hergestellt, vegan und frei von Hautallergenen, Parabenen, Mineralölen, PEGs, Nanopartikeln und Mikroplastik. Selbstverständlich werden sie auch nicht an Tieren getestet. Auch bei der Produktion achten wir sehr darauf, ressourcenschonend und im Sinne der Nachhaltigkeit zu handeln.
Wie kamt ihr darauf, künstliche Intelligenz bei der Produktentwicklung einzubinden?
Künstliche Intelligenz hat in den letzten Jahren einen großen Aufschwung erlebt. Sie ist nicht mehr aus unserem Leben wegzudenken. Entsprechend gewinnt sie auch in der Beauty-Branche zunehmend an Bedeutung. Zu Beginn haben wir uns die Frage gestellt, welche technischen Möglichkeiten es aktuell überhaupt gibt, um ein so komplexes Produkt wie die Gesichtspflege komplett zu individualisieren. Die einzige Technik, die das ermöglicht, ist künstliche Intelligenz. Damit können wir systematisch die Expertise renommierter Dermatologen parametrisieren und diese im Anschluss automatisch mit den individuellen Daten der Konsumenten kombinieren. Durch diesen “Co-Creation”-Prozess entsteht dank menschlicher Identität und Technik ein Produkt, das für jeden eine individuelle Lösung erstellt.
Du meintest, KI wäre nicht mehr wegzudenken. Welche Beauty-Trends machen sich noch bemerkbar, die deiner Meinung nach bald zur neuen Normalität werden?
Ein Thema, das jetzt schon nicht mehr aus dem Markt wegzudenken ist, ist definitiv das Konzept “clean beauty” – heißt: Beauty-Produkte ohne Mikroplastik, Parabene und Silikone. Diese gehören nicht automatisch zu Naturkosmetik, beinhalten aber bestimmte Wirkstoffe nicht mehr.
Außerdem ist natürlich auch das Thema Nachhaltigkeit extrem prominent. Ob beim Produkt, der Herstellung oder der Verpackung – die Kunde*innen haben hohe Anforderungen an Marken und wünschen sich, dass diese nachhaltig sind und in diesem Sinne produziert werden. Problematisch ist hier allerdings leider oft, dass sie meistens zwar auf “Nachhaltigkeit” pochen, aber nicht gewillt sind, Geld dafür auszugeben. Da müssen sich beide Seiten noch etwas mehr aufklären und entgegenkommen.
Ein weiterer Trend, der nicht nur in der Beauty-Branche immer stärker wird, ist die Genderneutralität. Wie vorhin schon gesagt, ist es im Beauty Bereich üblich, sich vor allem auf Frauen als Zielgruppe zu konzentrieren, die Produkte entsprechend (meist in Rosa-Tönen) einzufärben oder auch weibliche Markennamen zu verwenden. Das wird sich in Zukunft ändern. Allein bei unserem Hauttest auf der Website merken wir, dass immer mehr Kunde*innen “nicht-binär” als Geschlechtsbezeichnung angeben. Deswegen haben wir auch unsere Produkte nicht rosa und blau eingefärbt, sondern schlichtes Weiß und Schwarz genommen. Die Geschlechterzuordnung wird einfach immer weniger wichtig und die meisten wollen sich von diesem “Schubladendenken” entfernen.
Das ist ja ein bekanntes Vorurteil, dass nur Frauen sich für Beauty im weitesten Sinne interessieren. Bei Männern war das oft eher verpönt. Spürt ihr in diesem Bereich auch neue Entwicklungen?
Ja, auf jeden Fall. Dass Männer nicht an Beauty interessiert sind, stimmt einfach nicht. Im Gegenteil, sie sind sehr daran interessiert. Und das wird auch in Zukunft so bleiben.
Kommen wir nun nochmal zu dir: Ein Start-Up gründen, in einem so großen Markt zu halten und mit einem neuen Ansatz zu revolutionieren ist ja nicht gerade einfach. Was ist deine Vision hinter Ave+Edam? Was treibt dich jeden Tag dazu an, weiter zu machen?
Ich bin einfach fest davon überzeugt, dass in fünf Jahren alles personalisiert sein wird. Das ist die Zukunft. Es muss möglich sein, sich als Konsument ein Pflegeprodukt entwickeln zu lassen, das komplett auf die Person zugeschnitten ist. Wofür man nicht zu einem bestimmten Dermatologen gehen muss, der dann einmalig eine Formel herstellt. Die Algorithmen “sammeln” das Wissen und verbessern kontinuierlich die Produkte. So kommt der Lernprozess und alle Produktformeln letztlich allen Konsumenten zugute und nicht nur einer Person. Wir lernen mit jeder Creme, passen die Rezepturen an und “demokratisieren” so den Prozess der Beauty-Pflege. Es ist meine feste Überzeugung, dass das der einzige “way to go” ist. Und einen Markt von vorne bis hinten umzukrempeln und jetzt schon an der Zukunft zu arbeiten, macht richtig Spaß.
Arbeitet ihr denn aktuell noch an weiteren Produkten?
Ja. Unser Plan ist es, die Skin Care Range weiter auszubauen und Serum, Face Öl und Cleanser in personalisierter Form anzubieten. Da kommt bald was von uns.
Nachdem wir jetzt schon so viel von Beauty gesprochen haben: Wie sieht denn deine Beauty-Routine jeden Morgen aus?
Für mich ist das A und O, immer zuerst das Gesicht zu reinigen. Wir vergessen sehr oft, wie viel Schmutz sich gerade in einer Großstadt wie Berlin auf unserer Haut sammelt. Deswegen achte ich immer darauf, erstmal einen Gesichtsreiniger zu verwenden. Danach verwende ich entweder einen Toner oder Serum. Für die Feuchtigkeit nutze ich einen Tropfen Face Öl und als Abschluss die Creme. Wenn ich weiß, dass ich an dem Tag viel in der Sonne sein werde, trage ich auch immer einen leichten Sonnenschutz auf.
Vielen Dank für deine Zeit!